Fachkongress Kita- und Schulverpflegung
So kann Nachhaltigkeit allen schmecken

Teller mit Zetteln, auf denen regional, saisonal, bio, nachhaltig steht

© Opus/KErn

An die Kita- und Schulverpflegung werden viele Erwartungen gestellt: Sie soll gesund und für alle bezahlbar sein, möglichst Bio-Lebensmittel beinhalten und wenig Lebensmittelabfälle verursachen. Und vor allem: Die Verpflegung soll den Kindern und Jugendlichen schmecken. Das ist keine einfache Kombination und kommt, Ernährungsministerin Michaela Kaniber zufolge, der Quadratur eines Kreises gleich.


Wie es gelingt, zeigte der Fachkongress „So kann Nachhaltigkeit allen schmecken“ der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern am 29.09.2022. Rund 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen im Max-Joseph-Saal der Residenz München zusammen, dazu verfolgten fast 230 Interessierte die Veranstaltung per Livestream, um sich Anregungen und Hilfestellungen zu holen und sich kollegial auszutauschen.

Rund 8.800 Kindertageseinrichtungen in Bayern bieten ihren Kindern täglich eine warme Mittagsmahlzeit an, zusätzlich haben ca. 3.100 Schulen ein Ganztagsangebot mit Mittagsverpflegung. Die Kita- und Schulverpflegung hat damit ein immenses Potential in ihrer Wirkung, betonte Dr. Christiane Brunner, Leiterin der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Bayern, in ihrer Begrüßungsrede. Daher kann die Kita- und Schulverpflegung Vorreiter für mehr Nachhaltigkeit und damit auch mehr Transparenz und Wertschätzung entlang der gesamten Wertschöp-fungskette werden.
Staatsministerin Michaela Kaniber machte in ihrer Videobotschaft deutlich, dass jedes Kind in Bayern die Chance auf gesunde und schmackhafte Speisen in Kita und Schule haben soll. Gleichzeitig ist die Kita- und Schulverpflegung ein wichtiger Hebel für das Ziel der Staatsregierung, in allen bayerischen Kantinen bis 2030 den Anteil regionaler oder ökologischer Lebensmittel auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen alle an der Verpflegung Beteiligten tätig werden. Kaniber verspricht: „Wir lassen Sie auf diesem anspruchsvollen, aber auf jeden Fall lohnenden Weg nicht allein.“ Zahlreiche Angebote des Ernährungsministeriums unterstützen die Kitas und Schulen sowie deren Träger bei dieser Aufgabe.

Verpflegung mit Genuss

Moderiert von Heike Zeller startete der Kongress mit Dr. Karolin Höhl von der Dr. Rainer Wild-Stiftung, die die Zuhörerschaft mit in einen Diskurs über das Thema Genuss und Nachhaltigkeit nahm. Oftmals liege die Annahme vor, dass gesundes Essen in Kita und Schule nicht gleichzeitig genussvoll und lecker sein kann. Doch genau hier gilt es anzusetzen und dies möglich zu machen. Dazu tragen neben dem Essen auf dem Teller noch weitere Gelingfaktoren bei, allen voran soziale Faktoren wie z. B. freundliches Mensapersonal in der Schule sowie Mitgestaltungsmöglichkeiten. Demgegenüber stehen knappe personelle und finanzielle Ressourcen und Zeitdruck in der täglichen Praxis. Dr. Höhl appellierte an die Teilnehmenden, dass Kitas und Schulen zu einem „Bildungsort Mahlzeit“ werden können. In der Umsetzung der Verpflegung gehe es immer in kleinen Schritten etwas nachhaltiger und alle Beteiligten können Genussbotschafter sein. So kann gute Kita- und Schulverpflegung nicht nur satt, sondern auch glücklich machen.

Regionale und nachhaltige Verpflegung in der Praxis

Wie eine regionale und nachhaltige Kita- und Schulverpflegung in der Praxis funktioniert, stellte Barbara Schömig von der Frischeküche Holzkirchen vor. Die Frischeküche ist ein kommunales Unternehmen, das täglich den Spagat zwischen Genuss, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit meistert. So produziert eine Photovoltaikanlage eigenen Strom, es werden ausschließlich Mehrwegbehälter verwendet und die Lebensmittel stammen möglichst aus regionaler und saisonaler Erzeugung sowie teilweise aus ökologischem Anbau.

Wie geht`s ohne Lebensmittelverschwendung?

Nach einer stärkenden Mittagspause präsentierte Véronique Germscheid von der Vernetzungsstelle Kita- und Schulverpflegung Schwaben einen lebendigen Praxisbericht zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Die Vernetzungsstelle Schwaben hatte ein Projekt mit acht Kitas gestartet, bei dem die Lebensmittelabfälle gemessen und analysiert wurden. Dadurch erarbeiteten die Kitas viele verschiedene Lösungsansätze, die dazu beitragen, die Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Indem alle Beteiligten der Verpflegung einbezogen werden, entsteht ein Bewusst-sein und dadurch immer weniger Lebensmittelabfälle.

So kann Nachhaltigkeit allen schmecken

Im Anschluss füllte sich die Bühne für eine große Podiumsdiskussion. Neben Frau Dr. Höhl und Frau Germscheid kam zunächst Martin Vaas, erster Bürgermeister der Gemeinde Allershausen, zu Wort. Dieser engagiert sich als Träger des Kindergartens der Gemeinde für gute Kitaverpflegung. Dort wird in der Küche vor Ort gekocht und der Koch pflegt einen engen Kontakt mit den Kindern, um sie für Lebensmittel und gutes Essen zu begeistern. So holt dieser gemeinsam mit den Kindern Kräuter aus dem Garten oder bespricht am Morgen mit ihnen, welches Essen am Mittag auf den Tisch kommt.

Nach dem Einblick durch Herrn Vaas kamen Lara Cyrani und Clara Lipp von der StadtschülerInnenvertretung München mit auf die Bühne. Beide berichteten von dem aus ihrer Ansicht nicht zufriedenstellenden Angebot der Schulverpflegung in den Schulen. Engagiert forderten sie ein besseres Eingehen auf die Wünsche der Schülerinnen und Schüler, welche sich meist mit den Anforderungen zur Nachhaltigkeit decken. So würden sie sich mehr vegetarische und vegane Angebote wünschen oder auch attraktive Snacks in der Cafeteria, gerade für ältere Jugendliche. Durch die unterschiedlichen Blickwinkel entstand eine angeregte Diskussion sowohl auf der Bühne als auch mit dem Publikum, das zahlreiche Fragen stellte.

Aufruf zu mehr Genuss und Nachhaltigkeit

Abschließend resümierte Elisabeth Hagmann, Leiterin des Referat Ernährungsstandards und Qualitätssicherung in der Gemeinschaftsverpflegung am Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, dass der Kongress alle Akteure ermutigen konnte, anzupacken und sich zu vernetzen. Das wertschätzende und hochwertige Programm zeigt, wie wichtig und vielschichtig die Kita- und Schulverpflegung ist. So bleibt am Ende die Aufforderung an alle Beteiligten: „Werden Sie Botschafter für Genuss und Nachhaltigkeit in der Kita- und Schulverpflegung.“

Die Referentinnen und Referenten des Fachkongresses

Die Referentinnen und Referenten des Fachkongresses
von links nach rechts
hinten: Moderatorin Heike Zeller, Clara Lipp, Lara Cyrani, Dr. Karolin Höhl
vorne: Elisabeth Hagmann, Dr. Christiane Brunner, Martin Vaas, Véronique Germscheid