Rahmenbedingungen
Lärmminderung in der Mensa

In vielen Speiseräumen ist es einfach zu laut. Ursache ist nicht unbedingt die durch die Schüler selbst verursachte Geräuschkulisse. Vielmehr sind fehlende oder nur unzureichende Lärmminderungsmaßnahmen in den Speiseräumen für den unangenehmen Lautstärkepegel verantwortlich. Lärmmindernd sind Materialien, die fähig sind, Geräusche (oder genauer den "Schall") zu absorbieren. Hierzu gibt es verschiedene Lösungsmöglichkeiten.

Hintergrundwissen kann Abhilfe schaffen

Schallabsorptionsvermögen

Damit man das Schallabsorptionsvermögen eines Materials einschätzen kann, ist es wichtig zu wissen, welchen Absorptionsgrad α dieses aufweist. Dieser ist definiert als das Verhältnis der von einer bestimmten Materialfläche absorbierten Schallenergie zu der auf dieselbe Flache einfallenden Schallenergie.
Ein Absorptionsgrad von 1,0 bedeutet, dass das Material 100 % der auftreffenden Schallenergie absorbiert hat. Ein Absorptionsgrad von 0,0 heißt, dass keine Schallenergie absorbiert wurde, sondern 100 % reflektiert wurden.

Das Verhältnis A/V

Die DIN Norm 18041 „Hörsamkeit in Räumen“ gibt Anforderungen und Empfehlungen bezüglich der Akustik. Demnach sind Schulmensen „Räume mit besonderem Bedarf an Lärmminderung und Raumkomfort“. Daher sollte das Verhältnis der Absorptionsfläche im Raum (A) zum Raumvolumen (V) mind. 0,3 betragen (A/V>=0,3).

Die Nachhallzeit

Als wichtigste Kenngröße zur akustischen Beurteilung eines Raumes gilt die sogenannte Nachhallzeit. Diese ist definiert als die Zeitdauer zwischen dem Abschalten eines Geräusches bzw. einer Schallquelle und dem Erreichen eines bestimmten Schallpegels (60 dB geringer als zum Zeitpunkt des Abschaltens) im Raum. Vorwiegend hängt sie vom Raumvolumen sowie vom zusammengefassten Schallabsorptionsvermögen der einzelnen Raumoberflächen ab. In der Planungsphase von Räumen erfolgt der Nachweis der Nachhallzeit rechnerisch, nach Fertigstellung eines Raumes durch Messungen.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband stellt zur Ermittlung der Nachhallzeit Messgeräte zum Ausleihen zur Verfügung:

Link zum BLLV Messgeräte-Verleih Externer Link

Maßnahmen zur Lärmminderung

Bei einem Mensaneubau oder –umbau sollte die Raumakustik direkt mitgedacht und entsprechende Akustikplaner hinzugezogen werden. Dadurch können von vornherein optimale Rahmenbedingungen geschaffen werden. Doch auch bei bestehenden Speiseräumen lassen sich lärmmindernde Elemente integrieren. Bedeutsam sind hier verschiedene Möglichkeiten der Schallabsorption. Die Absorber lassen sich an Decken, Wänden, Möbelfronten oder Fensterfronten anbringen. So können bei einem Neubau oder Umbau komplette absorbierende Wandverkleidungen oder Akustikdecken angebracht werden. Auch einzelne Deckenelemente in verschiedener Aufmachung können für eine leisere Atmosphäre sorgen und Gestaltungselemente sein. Eine unkomplizierte Möglichkeit bieten Absorber-Bilder, die individuell gestaltet oder bemalt werden können. So bietet die Lärmminderung gleichzeitig eine optische Aufwertung des Raumes. Nicht zu vergessen sind Akustik-Vorhänge, die bei großen Fensterfronten oder als Raumtrenner viel Lärm absorbieren können. Für die bestmögliche Lärmminderungs-Möglichkeit sollten Sie am besten mit einem Akustikplaner zusammenarbeiten. Fachplaner können raumakustische Bedingungen analysieren und sie mit geeigneten Maßnahmen entsprechend einstellen.

Weiterhin ist die Mensaausstattung als Geräuschquelle nicht zu vergessen. So sollten am besten Stühle mit Bodengleiter verwendet werden. Welche Stühle am besten für Ihre Mensa geeignet sind, kann vor Ort mit Mustern und durch eine Lärmmessung getestet werden. Außerdem empfehlen sich schmale Tische, damit die Sprechentfernung untereinander möglichst gering ist und Gespräche somit nicht unnötig laut werden. Dennoch sollten die Tische genug Platz für die Tabletts bieten und daher auf die Tablettgröße angepasst sein. Ebenso kann der Lärm des Geschirrklapperns reduziert werden, indem beispielsweise Melanin-Geschirr verwendet wird, welches leiser als Porzellangeschirr ist. Alternativ bietet sich Porzellangeschirr mit Silikonbeschichtung auf der Unterseite an, was ebenfalls zu einer Geräuschdämpfung führt.

Weitere praktische Tipps zur Lärmminderung in Speiseräumen

  • Viele Böden können den Lärm noch verstärken (glatte Oberfläche, laute Geräusche durch verschobene Stühle). Weiches Vinyl vermindert Stuhlgeräusche. Außerdem sollte es robust, rutschfest und gut zu reinigen sein.
  • Nach Möglichkeit können sogar die Tischunterseiten mit Schallabsorbern beklebt werden.
  • Leise Hintergrundmusik kann Schüler entspannen und beruhigen. Dafür muss allerdings die Akustik des Raums stimmen. Für die Musik kann auch ein DJ-Team aus Schülern verantwortlich sein. Dies könnte die Akzeptanz der Mensa nochmals erhöhen.
  • Gerade bei jüngeren Schülern erweisen sich spielerische Regeln als erfolgreich: z.B. können Kinder aufstehen und klatschen, sobald es ihnen zu laut wird.
  • Eine "Mensa-Ordnung" sollte von Schule und Schülern gemeinsam aufgestellt werden. So werden die Inhalte wesentlich besser akzeptiert.

Fazit

Ein hoher Lärmpegel in der Mensa lässt sich durch angepasste Maßnahmen deutlich senken. Neben Mensa-Regeln zum Verhalten der Schülerinnen und Schüler sind vor allem die räumlichen Gegebenheiten mit einem Fachplaner in den Blick zu nehmen. Die verschiedenen Möglichkeiten der Schallabsorption liefern einen großen Beitrag zur Wohlfühlatmosphäre in der Mensa und können zusätzlich eine optische Bereicherung und individuelle Gestaltungsmöglichkeit sein.

Stand: November 2023

Literatur

Hammelbacher, Peter (2016.): Raumakustik in Mensen. Vortrag beim „Forum Schulverpflegung- Sachaufwandsträger unter sich“

Knewitz, Mareike (2018): Laut, lauter, Mensa. In: Schulverpflegung 3/2018

Nocke, Christian (2016): Die neue DIN 189041 – Hörsamkeit in Räumen. In: Lärmbekämpfung Bd. 11 (2016) Nr. 2 – März

Umweltministerium Baden-Württemberg (Hrsg.) (2009): Lärmschutz für kleine Ohren. Leitfaden zur akustischen Gestaltung von Kindertagesstätten.